Frühchristentum im 4. Jahrhundert


Im 4. Jahrhundert wurde endlich Schluß gemacht mit der Christenverfolgung.
Zwei Beschlüsse, eine Neureglung und die politische Situation in der sich das römische Reich befand (schnelle Kaiserwechsel, innere Krisen - sich abspaltende Provinzen, unmotiviertes Heer - keine neuen Eroberungen und ein stagnierender Handel) waren dabei von Bedeutung.

Kaiser Konstantin I.1. Erster Beschluss von Konstantin:
frühchristliches ZeichenEin Jahr zuvor:
312 besiegte Kaiser Konstantin den Tetrarchen Kaiser Marxentius (Rom) an der Milvischen Brücke. Am Vorabend der Schlacht sah Konstantin die Zeichen X P am Himmel (griechisch Xi Rho), welche für Christus stehen. Der christlichen Vision folgend, ließ der vom Kaiser Diokletian im Mitras-Kult erzogene Kaiser trotzdem genau diese Zeichen auf die Schilde seiner Kämpfer schreiben - und siegte.

Ein Jahr später, im Jahre 313 erlässt Konstantin das Toleranzedikt, und stellt damit das Christentum gegenüber den anderen Kulten des Römischen Reiches rechtlich gleich. Die Christen (Schätzungen sprechen von 10% der Bevölkerung) konnten endlich ihren Glauben ins Tageslicht bringen, welchen sie vorher im Verborgenen halten mussten. Jene Christen erhielten offen gezeigte Verehrung (auch von Andersgläubigen), welche in den zwei Jahrhunderten zuvor ihren festen Glauben durch den Märtyrertod bezeugen mussten.

2. die Neuregelung von Konstantin:
Kaiser Konstantin verlegte seinen Regierungssitz 330 vom westlichen Rom nach Osten, wo er das kleine Dorf Byzantion (um 660 vor Christus gegründet) zu einer neuen Hauptstadt formte und es Konstantinopel nannte, das neue oströmische Zentrum.
Heute (wir wissen das) nennt sich die um 1453 vom Islam eroberte Stadt Istanbul und befindet sich in der Türkei. Man kann den Umzug Konstantins als kluge Voraussicht zur Wahrung der Machtzentrale verstehen, da bereits im 3. und 4. Jahrhundert der Beginn und Fortdauer einer großen Völkerwanderung in den Westeuropäischen Raum wahrzunehmen war, unter der Rom und das gesamte weströmische Reich mitsamt seines Straßennetzwerkes und kulturellen Systemen letztendlich ausgehöhlt zusammenbrach und vollkommen ausgelöscht wurde.

Im Jahr 337 starb Kaiser Konstantin und die Geschichte schreibt, dass er sich erst kurz vor seinem Tode vom Mitraskult löste und sich christlich taufen ließ.

Kaiser Theodosius I3. Zweiter Beschluss von Theodosius:
Ende des 4. Jhd. (380) wurde das Christentum von Kaiser Theodosius sogar zur einzigen Staatsreligion erhoben und wendete sich plötzlich an alle Menschen. Frühe Christen, die sich gegen die herrschenden Verhältnisse definiert hatten (gegen den Kaiserkult und Götteranbetungen), wurden nun frei - aber gleichzeitig auch für die politischen Ziele der Kaiser mit eingebunden.
Jetzt wurde das antike Kaiser-Herrscherbild auf Christus übertragen, und umgekehrt Christus als Herrscherbild gezeigt.
Wer steht über wen, das war hier die Frage!

14 Jahre später (394) starbt Theodosius als letzter Kaiser des gesamtrömischen Reiches. Seine beiden Söhne erbten je eine Hälfte vom großen Reich: Honorius erhielt den destabilen Westen, Arcadius den Erfolg versprechenden Ostteil des Reiches.

395 Teilung des römischen Reiches


Der Malstil sakraler Bilder entwickelte sich in beiden Reichen zunächst ähnlich. Er orientierte sich an jüdischen Überlieferungen und hellenistisch-römischen Vorbildern, zu denen sich aufgrund der Völkerwanderungen auch heidnisch-keltische und orientalische Elemente hinzufügten.

Für die Christliche Kirche wird diese Aufspaltung des Reiches später Folgen haben: aus dem Westteil entwickelte sich die römisch-katholische, in dem Ostteil die orthodoxe Kirche.

thronender Christus, Rom Nationalmuseum, um 355In das 4. Jahrhudert datiert wurden nur wenige überlieferte Wandmalereien aus römischen Katakomben.

Folgende christliche Themen sind bereits zu sehen:

  • Gottesmutter in Orans-Stellung mit Christuskind,
  • Jesus im Gespräch mit der Samariterin, ...

Frühe Plastiken christlichem Inhalts sind aus dem 4. Jahrhundert nachweisbar. Die ersten Christusskulpturen orientieren sich (ähnlich den Wandmalereien) an hellenistischen Philosophenbildern alter weiser Männer oder formschöner Jünglinge. Im römischen Stil mit einer Toga bekleidet, sind erste Christusplastiken nur vor dem historischen Kontext als solche zu identifizieren (Foto links). Das allgemein gültige Christusabbild wird sich erst im Laufe des 6. Jahrhunderts herausbilden.

Sarkophage (griechisch Sarka und Phagos, also das Fleisch fressende) mit tief eingeschnittenen umseitig verlaufenden Plastiken zeigen Szenen aus dem Wirken Christi u.a.

  • Speisungswunder,
  • Erweckungswunder,
  • Christus als Weltenrichter,
  • Heilung der Blutflüssigen,
  • Verfluchung des Feigenbaumes,
  • Apostellehrer, Apostelprediger und
  • verschiedene Szenen aus dem alten Testament.

Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz (CC-BY-SA 3.0) Durch die Legitimation des Christentums entstanden im 4. Jahrhundert erste Kirchenbauten. Dabei orientierte man sich an bereits vorhandene Gebäudestrukturen, die große Menschenmengen aufnehmen konnten. Die römische Basilika, einst Versammlungsort, Marktplatz und Gericht gleichzeitig wurde zum Kirchengebäude umstrukturiert. Die Ausschmückung der Wände erfolgte mittels bunter Glassteine, welche in zauberhaftem Licht erstrahlten. Christus als Weltenherrscher aus der Kirche “Sankt Paul vor den Mauern” ist eines der frühesten Beispiele dieser Mosaike. Den Grundstein zu dieser Kirche legte im Jahr 324 der uns bereits bekannte Kaiser Konstantin. Allerdings ist die Abbildung rechts eine Rekonstruktion nach dem Brand von 1842.

 

 

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