Zeitgeschehen im 6. Jahrhundert

Ende Spätantike - Beginn Frühmittelalter:
Frühbyzantinische Zeit

Kaiser Justinian (geb. um 482, 527-565 römischer Kaiser) ist nicht nur ein guter Stratege, sondern auch ein großer Förderer der Kirche.
Er lässt neue Kirchen bauen, deren Decken und Wände mit Mosaiken christlichen Inhalts geschmückt wurden. Kleine bunte Glassteine mit ihren von Hand gebrochenen Kanten verleihen den Atmosphären der Kirchen, sobald sich der Betrachter im Raum bewegt, lebendig erscheinende Wandbilder und schaffen auf diese Weise eine äußerst transzendente Ausstrahlung. Venezianischen Glasbläsern gelang  die professionelle Verbindung von Blattgold und Glas, sodass die vergoldeten Heiligenscheine und zum Teil auch Hintergründe die Betrachter um so mehr an eine göttliche Präsenz erinnerten.

Kaiser Justinian I. richtete ein oströmisches, sprich: ein konstantinopolisches Exachat in Ravenna, nahe Venedig ein, vermutlich auch, um den Einfällen verschiedener fremder Stämme (Barbaren) in Europa besser bekämpfen zu können, denn:

Europa befand sich in Aufruhr

Stämme aus Skandinavien verdrängten die aus dem Osten kommenden Hunnen weiter Richtung Westen,
die Westgoten bekämpften sich mit Langobarden in Spanien und
die Franken breiteten sich in Gallien aus.
Kurz: die Völker wanderten und kamen in der zweiten Hälfte des 6. Jhd. endlich zur Ruhe. Die Zeit der Völkerwanderung (5./6., Ausklang bis ins 7.Jhd.) vermischte aber auch die verschiedenen Kunstelemente und fügte sie wieder neu zusammen.

Bekannte Bauten aus dem 6. Jahrhundert

  • um 520, Kapelle im Museo Arcirescovile:
    - Christus als Soldat (Christus Militans): purpurnes Paludamentum (ursprüngliche Tracht der römischen Feldherren) über einer purpurnen Tunika, goldener  Brustpanzer, Soldatengürtel und wadenhohe Jagdstiefel. Ein Zitat Johannes 14 ”Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.” runden dieses Christusbild ab.
     
  • - 527 Sergios- und Bakchos-Kirche (Rundkirche in Konstantinopel) zur Verehrung der hochverehrten Märtyrer
     
  • Agia Sophia (532-537, Konstantinopel): Eine Synthese von Basilika und Kuppelbau. Die byzantinische Architektur baut auf der römischen auf (siehe Pantheon, klare Struktur, nur eine Lichtquelle oben), gibt ihr jedoch mehr Leichtigkeit und Transzendenz. Erstmals wird den Griechen ein Raumerlebnis präsentiert, welches dem römischen Baustil der Dominanz und Macht über den Raum eine Leichtigkeit und das Gefühl von einer schwebenden Kuppel entgegen stellt. Der Raum wird göttlich. Vom Licht durchbrochene Wände, feine Säulen und Kapitelle mit starken Bohrungen erzeugen zudem starke hell/dunkel Effekte.
     
  • San Vitale (erbaut 537-547): farbenprächtige Mosaiken, z.B. der Kaiser mit Gefolge und gegenüberliegend seine Frau und Kaiserin Theodora, ebenfalls mit ihrem Hofstaat.
    - die strenge Frontalität fordert Achtung und Demut vom Betrachter ein.
    - die ”übernatürliche” Erscheinung wird erreicht, indem die Figuren auf dem (Gold)grund zu schweben scheinen.
    - unbewegte Gesichter und flächige Gewänder, die keine Körperlichkeit aufkommen lassen unterstreichen diesen Eindruck
    - Christus erscheint als bärtiger Typ und entspricht damit dem östlich/syrischem Typus, der sich vereinheitlichend durchsetzen wird.
     
  • San Apollinaris in Classe (549): grüne Mosaiken mit Schafen, blaues Kreuz

Im Jahr 541 bricht die große Pestepidemie in Ägypten aus (vermutlich von Händlern aus Indien eingeschleppt), die ein Jahr später Konstantinopel erreicht und sich im gesamten Mittelmeerraum bis zum Rhein ausbreitet. Justinian erkrankte ebenfalls, überlebte jedoch die Pest, die 544 endete.

Im Jahr 553 erfolgt das Zweites Konzil von Konstantinopel,
Thema: Dreikapitelstreit, evtl. Origenismusstreit
Ergebnis: Verurteilung der Drei Kapitel
Vigilius
Justinian I.

In den Jahren 557 und 570 erfolgen erneute Ausbrüche der Pest.
In diesem Jahrhundert starben vermutlich 1/4 der Menschen aus den betroffenen Gebieten an der Pest.

568 Einfall der Langobarden in Italien

Justinian gilt als der letzte lateinisch sprechende Kaiser. Die Amtssprache des noch weitere 900 Jahre bestehenden oströmischen Reiches (bis zu dessen Untergang 1453 sprich: Byzanz), wurde griechisch. Eine Folge und Konsequenz daraus: der westliche Papst und die östlichen Bischöfe konnten sich nun auch rein sprachlich nicht mehr direkt verstehen. Aus den notwendig gewordenen Übersetzungen im Kirchenverkehr resultieren zusätzliche Missverständnisse, Anlässe für Streit und Meinungsverschiedenheiten, welche die Kirchen in Ost und West, sprich die Katholische Kirche und die Orthodoxe Kirche immer weiter auseinander driften ließ.

 

 

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