Zeitgeschehen: 958-1025 Basileios II.


Grob und geizig soll Basileios II. gewesen sein und später haftete ihm der grausame Titel “Bulgarentöter” an, aber: er ließ sich taufen und ebnete damit auch Russland den später folgenden Weg in die Orthodoxie. Doch so weit ist es noch nicht. Zunächst traten erst einmal weite Teile Syriens, Italiens und die Balkanhalbinsel dem Byzantinischen Reich bei, während der römisch-deutsche Kaiser Otto III. noch von seinem “neuen Rom” träumte.

Zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Konstantin bestieg der 18jährige Basileios II. den Kaiserthron in Konstantinopel. Seit 960 war er bereits Mitregent von Romanos II., seinem Vater. Ehrgeizige Generäle ließen den beiden Prinzen wenig Spielraum für ein unbeschwertes Leben, und so freute sich Konstantin bei der Thronbesteigung auf das kommendes Leben in Luxus und Pracht, während Basileios die Thronbesteigung völlig unvorbereitet traf. Es traf ihn aber, weil sein Vorgänger Tsimiskes plötzlich an Typhus starb und sein Großonkel namens Basileios Lakapensos als Eunuch leider nicht die Kaiserkrone tragen konnte. Es ergaben sich Machtkämpfe, doch Basileios entmachtete seinen Großonkel vollends und schickte ihn in die Verbannung.

    Konstantinopel war im 11. Jahrhundert zu einer unvorstellbaren Größe von 500.000 Einwohnern herangewachsen. Die Hagia Sophia galt als die größte Kirche dr Welt. Im Vergleich: London wurde im gleichen Zeitraum von 10.000 Menschen bevölkert.

Kaiser Basileios II. brauchte Geld, um seine Macht zu festigen und dann sein Reich zu erweitern. Mit dem Großfürsten der Waräger (stattliche skandinavische Wikinger-Krieger in Osteuropa) tauschte er die Hand seiner Schwester Anna gegen 6.000 Krieger dieser Extraklasse ein. Diese Wikinger-Kämpfer verfügten über eine fast 200jährige Erfahrung in Nord.- und Westeuropa und stellten eine gefürchtete Kampftruppe dar. Basileios II. machte diese Warägergarde zu seiner Elitetruppe des Reiches, seinem Personenschutz und Geheimdienst. Später verstärkte er seine Byzantinische Armee und integrierte die tapferen Krieger. In der feinen Weltstadt Konstantinopel selbst allerdings sollen die Waräger betrunken und grob aufgefallen sein. Sie konnten sich allerdings alles erlauben, denn neben ihrer Kriegsausstattung und Sold erhielten sie 1/3 der gesamten Kriegsbeute!

Halftan

Für den Erwerb dieser furchterregenden Söldnertruppe heiratete die purpurne Kaiserschwester Anna im Jahre 988 den barbarischen Waräger-Wladimir, den Großfürsten von Kiew, welcher mit den schwedischen Wikingern verwandt ist. Zum Anlass der Hochzeit mit Anna ließ Wladimir sich taufen und nahm den griechisch-orthodoxen Glauben an.

Damit wurde das Riesenreich Russland (damals: die Rus)
im 10. Jahrhundert unter der Leitung von Konstantinopel christlich.
 

Waräger-Eroberungen

im Jahr 1014: Basileios erwirbt seinen Beinamen “der Bulgarentöter” am Pass von Kleidion (das heutige Dreiländereck Griechenland-Bulgarien-Mazedonien). Grausam waren nicht nur die Massentötungen, sondern den zahlreichen Gefangenen wurden die Augen geblendet. Je 99 Blinde kehrten unter der Führung eines Einäugigen zurück zu ihrem Herrscher Zar Samuil - dem angesichts dieses unendlichen Elends der Schlag getroffen haben soll.
Psychologische Kriegsführung ist keine Neuzeitliche Erscheinung. Den Gegner bis ins Mark zu destabilisieren und dieses Leid durch die “Überlebenden” in die nächsten Generationen weiter tragen zu lassen war auch damals schon eine angewandte Kriegsstrategie.

Basileios selbst starb erst 21 Jahre später am 15. Dezember 1025.

 

siehe auch: www.wikiwand.com/de/Menologion_Basileios_II.
(Eine Sammlung alter Buchmalerei, gefördert von Basileios II.)


Grausames - Christliches - Politisches steht in der Geschichte oft nebeneinander und lassen sich leider nicht in Gut und Böse trennen, so wie in jedem Menschen beides potentiell vorhanden ist. Vielleicht geben die zeitgeschichtlichen Hintergründe, öffentliche und private, den Ausschlag für dieses oder jenes Verhalten. Voß ist angesichts solcher Tatsachen wie der Augenblendungen tief betrübt: einer Skrupellosigkeit, die damals wie heute in Erscheinung tritt und doch nicht vom Christentum zu trennen ist. Sie versteht es als Aufforderung, eben genau trotz der Sünden weiter zu gehen und im Namen Christi jeden Tag zu nutzen, das Übel der Welt zu erkennen, und doch der spirituellen Chance zu vertrauen, die uns das Christentum bereit hält.

 

[Willkommen] [vor dem Start] [10. Jhd. Ikonen] [958-1025]