1. Kreuzzug Videos

Videos zu den Kreuzzügen im 11. Jahrhundert
mit hervorragenden Erklärungen
von Peter Milger (Milger bei youtube)

 

Porträt Malerei von Merry-Joseph Blondel (1781–1853)Bohemund I.
stammte aus der normannischen Adelsfamilie der Hautevilles.  Sein Großvater, Tancred de Hauteville besaß in der Normandie ein kleines Lehen. Zwei Frauen setzten mit seiner Hilfe 12 Söhne in die Welt. Das Lehen warf nicht viel ab, die Knaben erlernten folgerichtig das Kriegshandwerk. Die Ritter aus Hauteville haben Süditalien erobert und hätten beinahe das byzantinische Reich niedergerungen. Während Wilhelm der Eroberer über ein ganzes Herr verfügte, brach Robert Guiscard, der Sohn Tancreds und Vater Bohemunds ganz alleine auf, um ein Reich zu  gewinnen.

Robert GuiscardIn Süditalien machte Robert mit ein paar normannische Söldnern einige Eroberungen. Seine Erfolge ließen seine Gefolgschaft anwachsen. Er besiegte ein Heer des Papstes und verbündet sich dann mit ihm.
In Apulien bemächtigte Robert sich vor allem der byzantinischen Besitzungen. Schließlich beherrschten die Normannen den Süden Italiens.

Als der Papst weitere Eroberungen in Italien verbot, machte sich Robert Guiscard und Sohn Bohemund an die Eroberung von Byzanz. Zweifrontenkrieg. Byzanz hatte Kleinasien bis auf einen Küstenstreifen an die seldschukischen Türken verloren. Sie standen kurz vor der Hauptstadt Konstantinopel, als die Normannen 1081 von Westen per Schiff angriffen, mit Zustimmung von Papst Gregor. Die byzantinischen Garnisonen an der Küste können die Städte nicht halten.
Byzanz muss schließlich an zwei Fronten kämpfen. Die byzantinischen Truppen unter Kaiser Alexios verlieren mehrere Schlachten. Da erreicht ein Hilfeersuchen des Papstes die Normannen. Kaiser Heinrich IV. bedroht 1883 Rom - auch auf Ersuchen von Kaiser Alexios. Robert bricht sofort auf, Bohemund, gerät mit dem Rest der Truppe ins Hinterreffen und muss abziehen. Das oströmische Reich war vorläufig gerettet. Eine zweite Invasion der Normannen scheitert ebenfalls, weil Robert stirbt.
Gottfried von Boillon klNächste Chance: Der erste Kreuzzug von Papst Urban II: ausgerufen. Bohemund trifft als letzter Anführer mit seinen Normannen in Konstantinopel ein und schwört wie die anderen, alle den Türken entrissenen Territorien an Byzanz zurückzugeben. Laut Albert von Aachen hat Bohemund den Anführer des Aufgebotes aus dem Reich, Gottfried von Bouillon (Bild rechts, George W. Bush gilt als einer der Nachfahren aus dieser Familie) aufgefordert, Konstantinopel zu stürmen und zu erobern. Der aber habe abgelehnt (wurde aber später 1. Referent von Jerusalem).
Nach der blutigen Erstürmung der großen Stadt Antiochia setzte sich Bohemund dann als Herr eines lateinischen Fürstentums ein - der Eidbruch führte zum Krieg mit den Griechen, zu deren Befreiung man angeblich angereist war.

1105 kehrt Bohemund nach Italien zurück, und stellt ein neues Kreuzzugsheer auf, um mit dem Segen von Papst Paschalis Byzanz anzugreifen. Das Unternehmen scheitert kläglich, Bohemund wird bei Durazzo gefangen und muss Kaiser Alexios per Eid unterwerfen. Bei der Vorbereitung eines weiteren Feldzuges gegen Byzanz stirbt Bohemund im Jahr 1111. Bohemund wollte mit Billigung römischer Päpste ein Weltreich gewinnen. Aber die Zeit war noch nicht reif. Als Byzanz rund 100 Jahre später von Kreuzfahrern erobert wurde, war es noch so groß wie heute Griechenland. Autor: Peter Milger (1. Kreuzzug, erster Kreuzzug)

 

Die friedliche Einnahme von Nikaia - Kreuzfahrer ohne Beute.

1097 versammelten sich vor Konstantinopel Zehntausende von Kreuzfahrern. Sie waren einem Aufruf des Papstes Urban II. gefolgt, den Christen des  byzantinischen Reichs gegen die Türken beizustehen. Bisher hat die Hilfsaktion den griechisch-orthodoxen Christen eher Schaden zugefügt. Die Kreuzfahrer hatten geplündert und versucht, Konstantinopel im Sturm zu nehmen.

Nachdem die Kämpfe eingestellt sind, empfängt Kaiser Alexios die Führer des Kreuzzuges. Da er ihnen misstraut, lässt er sie Treu- oder Lehnseide schwören. Alle verpflichten sich, die den Türken entrissenen Gebiete dem byzantinischen Reich zurückzugeben. Jetzt sollen sie sich gegen Geld dem eigentlichen Zweck der Reise zuwenden: Der Vertreibung der seldschukischen Türken in Kleinasien (Anatolien). Das Unternehmen ist weder real noch der Idee nach ein “Kreuzzug gegen den Islam". Das ist eine Erfindung aus neuerer Zeit. Niemand wusste, was die Türken glaubten, alle Nicht-Christen waren für die Lateiner “Heiden".  Niemand wusste, dass die “Völker" im Nahen Osten einen gemeinsamen  Glauben hatten, der sie allerdings nicht einigte, wie es sich herausstellen sollte.
Auch der Glaube an Jesus Christus einigte nicht wirklich. Die Rede von der “brüderlichen Hilfe” hatte sich schon jetzt als Propaganda erwiesen, zum Zwecke die Legitimation. Und es sollte noch schlimmer kommen. Nicht publik wurde übrigens dieses Dekret des Konzils von Clermont (1095): “Jede Stadt, die ... den Heiden entrissen wird, soll auf immer uns gehören". Will heißen, dem römischen Stuhl.

Anatolien war nach der Schlacht von Manzikert 1071 von den Türken unter der Herrscherfamilie der Seldschucken mehr besetzt als mit Gewalt erobert worden.
In der byzantinischen Armee dienten keine Griechen, weil sie das Söldnertum mit den Worten Jesu nicht vereinbaren konnten.
So bestanden die Garnisonen in den byzantinischen Städten vorwiegend aus türkischen Söldnern, die beim Auftauchen einer türkischen Armee ihren römischen Befehlshabern der Gehorsam verweigerten und die Tore öffneten. Durchaus mit Billigung der christlichen Bürger, weil ihnen so die Einnahme “mit stürmender Hand" erspart blieb. In den meisten Städten lebten weiter mehrheitlich orthodoxe Griechen, mit Religionsfreiheit, eigenen Richtern, zahlten aber eine Sondersteuer. So auch in Nikaia. Die türkische Garnison verteidigt sich erbittert, denn Nikaia ist die Hauptstadt des Sultans Kilidsch Arslan. Der Sultan unterschätzt die Angreifer und führt im Süden Krieg gegen seine türkischen Rivalen.
Nach der Niederlage eines Entsatzheeres verhandelt der Kommandant der Türken heimlich mit dem byzantinischen Kaiser. Als eine byzantinische Flotte eintrifft, ergibt sich die türkische Garnison. So konnte Alexios die Plünderung der christlichen Bevölkerung verhindern. Die Byzantiner nehmen die türkische Garnison gefangen und besetzen die Mauern. Als die Kreuzfahrer zum Sturmangriff ansetzen, flattern auf den Türmen die byzantinischen Standarten. Pech gehabt. Aber der Vormarsch geht ja weiter. Text: Peter Milger.

 

Auch in der zweiten Schlacht behalten die Kreuzfahrer die Oberhand.

Einem Sturmangriff der schwer gepanzerten christlichen Kavallerie waren die türkischen Reiter in der Regel nicht gewachsen. Sultan Kilidsch Arslan zieht sich ins Hinterland zurück. Das Frohlocken der Sieger hält nicht lange an.
Der Autor der Gesta: "Wir verfolgten die Türken durch ein Gebiet, das wüst, wasserlos und unbewohnbar war. Wir kamen knapp mit dem Leben davon, denn wir litten sehr unter Hunger und Durst... wir verloren fast alle Pferde."
Albert von Aachen: "Während eines Samstages war der Mangel an Wasser sehr groß geworden... weshalb, wie Augenzeugen erzählen, ungefähr 500 Pilger beiderlei Geschlechts ihre Seele aushauchten, ... da waren viele schwangere Frauen, denen die Kehle heiß und die Eingeweide ausgetrocknet waren... und die jetzt auf freiem Feld gebaren und die Leibesfrucht einfach liegen ließen."

In Ikonion (Konya) konnten sich die Kreuzfahrer erholen. Die Türken hatten die Stadt verlassen - um sie alsbald wieder zu besetzten und zur Hauptstadt zu erheben.
Im Karatay-Museum in Konya erhalten die Seldschuken Gestalt und Gesicht. Die Lateiner nennen die Türken Barbaren. Das ist Propaganda. Die türkischen Nomaden hatten schon 100 Jahre vorher den Islam angenommen. Die persisch-arabische Kultur hatte sie ebenso beeinflusst wie die römische Kultur und das Christentum die Germanen.

Auf Kriegszügen waren sie gekommen - als Staatengründer blieben sie. Bisher haben sich die Kreuzfahrer an den Eid gehalten und die Städte an den byzantinischen General zurückgegeben. In Herakleia verlässt ein Trupp unter Gottfrieds Bruder Balduin das Heer, um Eroberungen zu machen.
Ein normannisches Aufgebot unter Tankred zieht gleichfalls los. Ihr Ziel sind die reichen Städte im Süden.

TARSUS, September 1097. Die Normannen sind zuerst in der Stadt und Tankred wird von den christlichen Bewohnern zum Regenten erhoben. Da taucht Balduin mit überlegenen Kräften auf, zwingt Tankred zum Abzug und nimmt die Stadt selbst in Besitz. Als kurz darauf eine normannische Nachhut erscheint, lässt Balduin die Stadttore schließen.
In der Nacht machen die Türken 300 Normannen vor der Stadt nieder. Balduin wird für ihren Tod verantwortlich gemacht.
Der enteignete Tankred zieht weiter nach Adana und kommt erneut zu spät. Ein burgundischer Adliger namens Welf hat die Zitadelle besetzt. Vor Mamistra greift Tankred erfolglos das Aufgebot Balduins an, um die toten Normannen von Tarsus zu rächen.

Anfang Februar kommt Balduin mit nur acht Rittern in Edessa an. Die Stadt ist in der Hand armenischer Christen. Der Regent ist Thoros, formal ein byzantinischer Beamter. Balduin wird begeistert empfangen. Thoros nimmt ihn an Sohnes statt an und setzt ihn als Mitregenten ein. Die armenischen Christen hatten die byzantinischen Statthalter und den orthodoxen Klerus sie als fremde Herren empfunden. Im März erheben sich die Armenier gegen Thoros und bringen ihn um. Ob Balduin an dem Aufstand beteiligt war, ist unsicher: Er ist jedenfalls der Nutznießer und ernennt sich zum Grafen von Edessa. Der erste Kreuzfahrerstaat sollte etwa ein halbes Jahrhundert lang bestehen. Text: Peter Milger.

 

Vormarsch in Kleinasien (3) - Massaker in Antiochia

Ende Oktober 1097 erreicht das Heer Antiochia und beginnt mit der Belagerung. Die Stadt ist stark befestigt, die türkische Garnison verteidigt sich erbittert. Das Kreuzheer bleibt monatelang vor der Stadt liegen. Antiochia, das erste Bistum der  Christenheit, im römischen Reich die drittgrößte Stadt, konnte noch immer Begehrlichkeit erwecken. Byzanz hatte die Stadt erst vor wenigen Jahren verloren.
Die türkische Verwaltung in der christlichen Stadt war tolerant. Der Regent, Yaghi-Siyans hatte die Kirchen nicht angetastet. Als die Kreuzfahrer anrücken, beschlagnahmen die Türken die Kirchen und verhaften den Patriarchen. Die christlichen Männer müssen die Stadt verlassen.

Die römisch-byzantinischen Mauern Antiochias wurden von 400 Türmen gesichert. Die Kreuzfahrer beginnen zu hungern. Auch für die Belagerten wird es bedrohlich. Yaghi-Siyan ist auf Beistand angewiesen, aber die türkischen Dynastien waren nach dem Zerfall des großtürkischen Reiches zerstritten. Von der muslimischen Großmacht Ägypten war keinerlei Beistand zu erwarten. Im Gegenteil:
Kairo war mit allen türkischen Fraktionen verfeindet. Im Jahr 996 war Ägypten von den schiitischen Fatimiden erobert worden. In Kairo hatten sie einen eigenen Kalifen eingesetzt. Im Lager der Kreuzfahrer trifft eine Delegation aus Kairo ein und bietet den Christen Jerusalem an. Aber die Anführer der Kreuzfahrer lehnen ab.
Albert von Aachen: "Es begann bei dem niederen Volk ein ganz unglaubliches Sterben. Ein kleines Stück Brot kostete den Notleidenden jetzt zwei Soldi." Inzwischen war doch noch Hilfe für die Belagerten unterwegs. Kerbogha, der Emir von Mossul, hatte nun doch die Kreuzfahrer als gemeinsame Gefahr erkannt. Die Kreuzfahrer vor Antiochia wissen von der heranziehenden Bedrohung. Im Rat der Anführer nutzt Bohemund (Anführer der süditalienischen Normannen) diese Situation aus. Er verlangt die Herrschaft über Antiochia. Raymond von Toulouse lehnt ab. Sie hatten ja geschworen, alle Städte an Byzanz zu übergeben. Die  anderen stimmen zu.
Bohemund hatte den Kommandanten eines Wachturms namens Firuz zum Verrat angestiftet. Am 3. Juni 1098 ist es soweit. Vor dem Morgengrauen erfolgt der Angriff bei dem Turm, den Firuz beaufsichtigt.
Der Autor der Gesta: "Eine Anzahl von Männern kletterte hoch und eilte zu den anderen Türmen. Schließlich gelingt es einigen Männern, ein Tor zu öffnen. Das Heer kann in die Stadt eindringen.”
Der Augenzeuge Raymond d'Aguilers: “Sie töteten alle, die sie antrafen. Bei Tagesanbruch stießen sie ein so schreckliches Geschrei aus, dass die ganze Stadt in Verwirrung gebracht wurde und Frauen und Kinder weinten.”
Albert von Aachen: "Durch die Häuser, über die Plätze und Gassen der Stadt  verfolgen sie die einzeln herumirrenden Türken und machen sie mit dem Schwert nieder. Kein Alter und Geschlecht der Heiden wird geschont, bis die Erde mit dem Blut und den Leichen der Erschlagenen bedeckt ist. Darunter mischen sich auch die Leichen erschlagener und entseelter Christen, Franzosen wie Griechen, Syrer und Armenier. Kein Wunder, denn  ... vielfach lag noch Finsternis über der Erde, und keiner wusste, wen er schonen und wen er treffen sollte ... Die Beute war unermesslich ...  die Straßen lagen voller Leichen."
Das Frohlocken vergeht den Siegern, als das türkische Heer eintrifft. Text: Peter Milger

 

DIE KREUZZÜGE: Von wegen Befreiung der Ostchristen.

Siehe auch: http://www.kreuzzuege-info.de

Mit Billigung des Papstes wird das Patriarchat Antiochia brachial zu einem  Fürstentum nach Feudalherrenart umgewandelt - in eine lateinische Kolonie auf oströmisch-christlichem Territorium (Byzanz). Und zwar so: Ende Oktober 1097 erreicht das Kreuzheer Antiochia und beginnt mit der Belagerung. Die Stadt ist stark befestigt, die türkische Garnison verteidigt sich erbittert. Die Belagerer hungern, ein Augenzeuge: "Es begann bei dem niederen Volk ein ganz unglaubliches Sterben.”
Ein türkisches Entsatzheer nähert sich von Edessa. Um nicht zwischen zwei Fronten zu geraten, müssen die Bekreuzten die Stadt erobern. Der Normanne Bohemund verlangt die Herrschaft über Antiochia, wenn ihm die Einnahme der Stadt gelingen sollte. Raymond von Toulouse erklärt, die Stadt solle entweder dem byzantinischen Kaiser oder der Kirche gehören. Die anderen stimmen widerwillig zu.
Bohemund hatte den Kommandanten eines Wachturms namens Firuz zum Verrat überredet. Am 3. Juni 1098 ist es soweit. Vor Morgengrauen gelingt der Angriff bei dem Turm, den Firuz beaufsichtigt. Ein Stoßtrupp kann ein Tor öffnen.
Der Autor der Gesta:  "Kein Alter und Geschlecht der Heiden wird geschont, bis die Erde mit dem Blut und den Leichen der Erschlagenen bedeckt ist. Darunter mischen sich auch die Leichen erschlagener Christen, Franzosen wie Griechen, Syrer und Armenier. Wir werden nicht über das Ausmaß der Beute berichten. Aber was du dir auch vorstellst, du musst etwas dazurechnen. Wir können die Zahl der abgeschlachteten Türken und Sarazenen nicht schätzen, und es wäre quälend über die neuen und vielfältigen Todesarten zu berichten. Alle Straßen der Stadt lagen voller Toter. Man konnte es vor Gestank kaum aushalten."

Vier Tage später beginnt die Belagerung der Kreuzfahrer in Antiochia. In der Stadt waren zwar Gewürze, aber kaum Lebensmittel gefunden worden. Der Hunger wütet ärger als je zuvor. Aber zum Geschlechtsverkehr reicht es noch. Ein Chronist begründet den ausbleibenden Beistand Gottes: "Sie befriedigen ihre filzigen Lüste sowohl mit christlichen, als auch mit heidnischen Frauen, dass es zum Himmel stinkt."
Schließlich stellen sich die Kreuzfahrer in der Ebene von Antiochia zu Schlacht auf. Sie gewinnen gegen die überlegenen Truppen der Türken.
Ein arabischer Chronist: "Als die Christen herausgekommen waren, begannen sie die Schlacht. Die Muslims wandten sich sogleich zu Flucht, wegen der geringschätzigen Art, mit der Kerbogha sie behandelt hatte."
Nach dem Abzug der Türken streiten sich die Anführer. Was wird mit Antiochia? Der legale Besitzer, Kaiser Alexios, war nicht zur Hilfe gekommen, weil er die Stadt verloren glaubte. Raymond erinnert an den Treueid gegenüber Alexios. Schließlich behält jeder, was er erobert hatte: Bohemund 3/4 der Stadt, Raymond den Palast.
Die unteren Ränge der Kreuzfahrer drohen, Antiochia zu zerstören, wenn der Aufbruch nach Jerusalem weiter verzögert würde. Schließlich macht sich ein Teil des Heeres auf den Weg. Viele hatten das Festhalten der Anführer an Grund und Boden beklagt: " Mögen die neuen Besitzer von Antiochia so bösartig sterben, wie es gerade die türkischen Besitzer taten." Text: Peter Milger.

 

Geschichte der Kreuzzüge - 1099 - Die Aneignung Jerusalems

Viele Bewohner Jerusalems überleben das erste Massaker bei der Erstürmung durch Kreuzfahrer. Aber es war vereinbart worden, die Stadt vollständig in Besitz zu nehmen.
Der Autor der Gesta (Augenzeuge): "Wer ein Haus erobert hatte, sollte die Neuerwerbung mit seinen Zeichen versehen. Unsere Männer rannten durch die ganze Stadt und nahmen Gold und Silber, Pferde und Maultiere, und Häuser mit all ihren Gütern in Besitz. Dann kamen sie fröhlich und weinend vor übergroßer Freude zum Gottesdienst in die Grabeskirche des Herrn."
Bei einem Rat der Fürsten wird beschlossen, alle noch lebenden Einwohner zu töten. Albert zitiert den Beschluss: "Es scheint uns der beste Rat, alle Sarazenen und Heiden, die jetzt noch gefangen gehalten sind..., unverzüglich mit dem Schwerte zu töten, damit wir nicht durch List und Betrug von ihnen Schaden erleiden." Nach Albert von Aachen wurde der Befehl zur Tötung am 3. Tag nach der Eroberung gegeben. Er notiert: "Und siehe, alle greifen zu den Waffen und werfen sich mit fürchterlichem Morden auf das ganze heidnische Volk. Die sie vorher des Geldes wegen oder aus christlichem Mitleid verschont hatten, machen sie mitten in der Stadt in den Gassen nieder ... Auch Mädchen, Weiber und vornehme Frauen, Schwangere, Mütter mit ihren Kinder stoßen sie nieder oder werfen sie mit Steinen tot." Was eine spätere Geschichtsschreibung nicht daran gehindert hat, die Bezeichnung "Kreuzritter" einzuführen.

Das planmäßige Massaker ist in der muslimischen Welt unvergessen. Der  Beschluss zur Tötung der Überlebenden ist die kalt berechnete Konsequenz der totalen Besitzergreifung. Vor allem überlebende Christen hätten Rechtsansprüche erheben können.
Der Chronist Raimund: "Niemand hat je von einer solchen Abschlachtung von Heiden gehört.... Gott allein weiß, wie viele es waren."
Es waren Muslime, Juden und orientalische Christen.
Albert von Aachen: "Da aber das jämmerliche Hinmorden der Heiden vollendet war, traten die Fürsten zusammen und beschlossen, die Herrschaft der Stadt und die Bewachung des heiligen Grabes dem Grafen Raymond zu übergeben." Raymond lehnt ab. Schließlich übernimmt Gottfried von Bouillon das Amt. Er nimmt den Titel "Beschützer der Grabeskirche" an. De facto ist er König. Gottfried tritt sein Amt mit einer leeren Staatskasse an. Er hatte sich, nach Albert, beim Plündern nicht beteiligt. Solange er regierte, war er von Geldsorgen geplagt. Reich ist dagegen der Normanne Tankred, der die Gold- und Silberschätze aus der Felsenmoschee an sich gebracht hatte. Er investiert aber seine Mittel nicht in den neuen Kreuzfahrerstaat - eine Kolonie im Nahen Osten, die von feindlichen muslimischen Herrschaften umgeben wird, wie heuer der Staat Israel.
Jerusalem wird eine arme Stadt bleiben - es gibt keine Verwaltung mehr, keine einheimischen Straßenkehrer, Handwerker, Händler, Märkte, Ärzte etc. Text: Peter Milger.

 

Erster Kreuzzug - Null Toleranz in Jerusalem nach Eroberung 1099

KAMPF DER KULTUREN? DER ZIVILISATIONEN? Nein, höhere Werte spielen keine Rolle, aber es war ein Zusammenprall. Die Kreuzfahrer hatten in Jerusalem teils in Rage, teils systematisch alle Bewohner getötet: Muslime, Juden und in Jerusalem verbliebene Ostchristen. Die Anführer hatten vor der Erstürmung beschlossen, die ganze Stadt, alle Häuser, alle Wertsachen in ihren Besitz zu bringen. Römische Kleriker übernahmen das orthodoxe Patriarchat, alle Ostkirchen mussten ihre Altäre in der Grabeskirche räumen.

Toleranz war den römischen Christen so fern wie der Himmel. Nicht so dem Islam. Als Araber im 7. Jahrhundert Jerusalem  eroberten, gehörte die Stadt zum byzantinischen Reich. Kalif Omar schonte die christliche Bevölkerung. Er soll sein erstes Gebet außerhalb der Grabeskirche verrichtet haben, wo sich nebenan die Omar-Moschee befindet. Er wolle nicht, dass die Grabeskirche eine heilige Stätte des Islam wird. Die Kreuzfahrer haben die Felsenmoschee geplündert, welche vom Kunstsinn und Pragmatismus der arabischen Eroberer zeugt. Sie beauftragen byzantinische Architekten und Bauleute und übernahmen die Strukturen der oströmischen Verwaltung und Geldwirtschaft.
Ein Merkmal der islamisch-arabischen Kultur war ein Gewährenlassen gegenüber Juden und Christen. ("Völker des Buches", - Bibel). Sie durften ihre Religion ausüben, zahlten eine Sondersteuer und lebten in eigenen Vierteln. Die Muslime waren sich der gemeinsamen monotheistischen Tradition bewusst und sahen in Christus einen großen Propheten.
Die christlichen Chronisten nennen die Muslime fast durchweg Barbaren und Heiden - eine Folge der Kreuzzugspropaganda (Hasspredigten). Die Muslime wurden als Gottesfeinde und Kirchenschänder dargestellt, als Nicht-Menschen. Nach dem Auftreten der Westchristen notiert seinerseits der arabische Chronist Usama: "Wer die Franken kennt, sieht in ihnen wilde Tiere."

Obwohl der Fanatismus in einigen Glaubensrichtungen des Islam zunahm, blieb es bei der Toleranz gegenüber Juden und Christen. Das griechisch-orthodoxe Konstantinopel musste hinnehmen, dass die arabischen Herrscher auch andere Ostkirchen, wie die armenische, die jakobitische und die koptische Kirche tolerierten. In der Kreuzzugspropaganda war behauptet worden, der Zugang zur Grabeskirche sei christlichen Pilgern verwehrt und das Grab sei besudelt worden. In Wahrheit lag die letzte Christenverfolgung unter dem Kalifen Hakim 90 Jahre zurück.

Die Kreuzfahrer fanden die Grabeskirche unbeschädigt vor, als sie nach der Eroberung Jerusalems zum Gebet schritten. Auch die arabische Obrigkeit profitierte von den Abgaben christlicher Pilger. Die wiederum erwarben in Jerusalem auf einem speziellen Markt Körperteile, Blut, Milch (Maria), Nägel, Stoffreste, Holzpartikel etc, die mit Christus und sonstigem heiligen Personal zugeordnet wurden und verkauften sie zu hause mit Gewinn. Die Grabeskirche lockte mit der angesehensten Reliquie, dem so genannten Wahren Kreuz. Orthodoxe Kleriker gaben erst nach Androhung von Gewalt das Versteck preis. Das Holz wird im Kreuzfahrerstaat nicht nur als Gegenstand frommer Verehrung dienen, sondern auch als Waffe auf dem Schlachtfeld. Text: Peter Milger

 

Erster Kreuzzug - Sie führten das Kreuz in die Schlacht

Die erste Bedrohung der Kreuzkolonie unter Gottfried von Boullion (auch  Kreuzfahrerstaat genannt) kam aus Ägypten. Dort herrschten die Fatimiden, eine schiitische Abspaltung. (Kalif in Kairo war Al-Mustali). Die  Ägypter betrachten Palästina und Jerusalem als ihren rechtmäßigen Besitz. Sie beschuldigen die Kreuzfahrer, Abmachungen gebrochen zu haben und fordern den Abzug. Eine Gesandtschaft der Christen verhandelte wochenlang in Kairo. Der Kalif bietet Nordsyrien und den freien Zugang nach Jerusalem an. Das ist der Delegation zu wenig. Das bedeutet Krieg mit der fatimidischen Großmacht.

Das Kreuzheer zieht mit allen verfügbaren Bewaffneten der ägyptischen Armee entgegen. Auch die Südfranzosen unter Raymond von Toulouse haben sich trotz Streitigkeiten angeschlossen. Keiner der Augenzeugen berichtet, man habe den Islam  bekämpfen wollen. Die meisten hatten keine Ahnung, was die Muslime so  glauben, und es war ihnen wohl auch egal. Es ging um die Kolonie und  Beute.
Die Armee aus Kairo ist zahlenmäßig überlegen. Hinter Ramlah hebt sich die Stimmung der Christen. Sie erbeuten die Herde der fatimidischen Armee. Etliche Mannen verlassen die Kampfformation und stürzen sich auf die Beute. Besorgt befiehlt der Kirchenobere Arnulf in einer Feldpredigt die Reihenfolge: Erst siegen, dann Plündern.

Die Schlacht von Askalon beginnt am 12. August 1099 nach Sonnenaufgang. Dabei kommt das Wahre Kreuz zum ersten Mal zum Einsatz. Die Kreuzreliquie war von den Vorbesitzern nur für friedliche Zwecke verwendet worden. Für das byzantinische Reich und die griechisch-orthodoxe Kirche waren Krieg und Militär verachtenswerte Mittel zum Zweck. Die neuen Besitzer sehen das anders.
Albert von Aachen: "So wurde mit der Kreuzreliquie von der Hand Arnulfs die ganze Menge der Christen gesegnet und dann eilte alles eifrig zu den Waffen." Der Autor der Gesta: "Die Schlacht war schrecklich, aber Gottes Macht war mit uns, so dass der Sieg bald errungen war. Die Feinde Gottes waren verwirrt und blind, denn die Macht Gottes hatte sie in Schrecken versetzt."
Tatsächlich war es die schwere Ganzkörper-Panzerung der christlichen Berufskrieger, die ihre Feinde so stark beeindruckte. Die Pfeile der leichten Kavallerie der Ägypter prallten einfach ab, wo sie auf Eisen trafen. Für die Bekreuzten stand alles auf dem Spiel, ihr Auftritt war mutmaßlich furchterregend. Jedenfalls wandten sich die fatimidischen Kämpfer zur Flucht. Nicht alle erreichen rechtzeitig die schützenden Mauern der ägyptischen Stadt Askalon. Die Sieger machten keine Gefangenen.
Der Autor der Gesta: "Einige kletterten in ihrer Angst auf die Bäume um sich zu verbergen, aber die Unseren töteten sie mit Pfeilen, Lanzen und Klingen." Die Beute ist riesig, die Kolonie vorläufig gerettet. Größere Landstreitkräfte kann Kairo für Jahre nicht mehr ins Feld führen. Askalon war eine bedeutende Hafenstadt.
Der muslimische Statthalter erwägt, die Stadt an Raymond von Toulouse zu übergeben. Aber Gottfried von Bouillon lehnt ab. Er verlangt die Stadt für sich selbst. Ein schwerer Fehler, denn das lehnt der Ägypter ab. Askalon bleibt noch ein halbes Jahrhundert lang im Besitz der Fatimiden. Text: Peter Milger.

 

Erster Kreuzzug - Kreuzfahrer gegen Byzanz

Herbst 1099. Nach dem Sieg des Kreuzheeres bei Askalon in Palästina, begeben sich die Kreuzfahrer aus der Normandie und aus Flandern die Heimfahrt. Raymond von Toulouse, der sich mit dem faktischen König Gottfried von Bouillon zerstritten hat, begleitet sie mit seinen Südfranzosen nach Norden. Sie erreichen die byzantinische Stadt Laodicea, die von Land und See von Kreuzfahrern belagert wird. Das heißt: römische Christen belagern griechische Christen. Die Flotte kommt aus Pisa.

Rückblick: Daimbert, Erzbischof von Pisa wurde 1098 von Papst Urban II. beauftragt, nach Jerusalem zu reisen. Die Seehandelsstadt Pisa hatte inzwischen wie Amalfi, Genua und Venedig die Bedeutung des Kreuzzuges für den Osthandel erkannt. Die Seehandelsstädte machten zwar gute Geschäfte mit Kairo, sie waren aber auch an Niederlassungen in den Hafenstädten Palästinas interessiert.
So stattete der Rat von Pisa eine Flotte aus und unterstellt sie Daimbert. Die italienischen Seehandelsstädte werden im Nahen Osten mitmischen, so lange dort lateinische Kolonien (Kreuzfahrerstaaten) existieren und 200 Jahre lang immer wieder versuchen, von den Kreuzzügen zu profitieren. Dabei bleiben sie natürlich Konkurrenten und führen oft Krieg gegeneinander.
Als die Flotte aus Pisa die byzantinische Insel Korfu anläuft, lässt der Erzbischof sofort den Kriegszustand herstellen. Griechisch-orthodoxe Christen werden geplündert und niedergemacht. Papst Urban II. hatte den Kreuzzug ausdrücklich zur Unterstützung der von den Türken bedrängten Brüder der Ostkirche ausgerufen. Entweder war der Papst ohne Menschenkenntnis oder ein Zyniker, der Eroberungspläne scheinheilig vertuschte. Nun gehen römische Christen widerrechtlich und feindselig gegen Griechen vor. Die Kreuzzugsidee erweist sich als Propaganda, sie bestimmt nicht den Alltag ihrer Ausführung. Dass die "Kreuzritter"  auszogen, um "den Islam" zu bekämpfen, ist ein neumodisches Gerücht.
Im Sommer 1099 stellt eine byzantinische Flotte die Pisaner vor Rhodos zur  Seeschlacht und behält die Oberhand, aber ein Sturm ermöglicht den Pisanern die Flucht. Daimbert dirigiert die Flotte nach Laodicea. Die byzantinische Stadt wird wie gesagt belagert. Ihr Anführer ist der Normanne Bohemund, der schon vor dem Kreuzzug zwei Mal versucht hatte, Ostrom zu erobern. Beim Kreuzzug hatte er sich eine byzantinische Provinz angeeignet - die hieß jetzt Fürstentum Antiochia.

Jetzt versucht der Erzfeind von Byzanz, das christliche Laodicea zu erobern, und die  Pisaner wirken eifrig mit. Als Raymond von Toulouse Laodicea erreicht, ist er entsetzt.
Der Chronist Albert von Aachen: "Nun quälten die Kreuzfahrer in langem und heftigen Ansturm die Bürger.. Und es fehlte nicht viel und die Stadt wäre genommen... und alles zu Unrecht dem Bohemund unterworfen worden." Raymond stellt den Erzbischof zur Rede, der daraufhin die Flotte zurückzieht. Bohemund gibt die Belagerung auf und die Byzantiner öffnen Raymond die Tore. Text: Peter Milger.

 

Erster Kreuzzug - Die Landnahme im Nahen Osten

DIE KOLONIE NIMMT FORMEN AN - PARALELLEN ZUM STAAT ISRAEL.
Im Dezember 1099 unterstehen alle wichtigen Hafenstädte in Palästina dem fatimidischen Kalifen in Kairo. Der Regent von Jerusalem, Gottfried von  Bouillon, verfügt nur über den schlecht geschützten Hafen von Jaffa. Er lässt die Hafenstadt Arsuf belagern, obwohl der fatimidische Regent Tribute entrichtet. Die "Kreuzfahrer" scheitern an den Mauern, sie müssen abziehen, und der Tribut fehlt dem verarmten Gottfried. Offenbar ein Lehre. Beutegier und Kreuzzugsideologie gelten zunehmend als schädlich für die Entwicklung der Kolonie.
Gottfried schließt Verträge mit muslimischen Regenten, Karawanen werden nicht mehr grundsätzlich beraubt, sondern mit Zoll belegt. Natürlich steht auch die Landnahme weiter auf der Tagesordnung. Mit 25 Berittenen erobert der Normanne Tankred Galilea, nimmt es in Besitz und sichert damit den Kreuzfahrerstaat nach Norden.
Seine Gegner sind zerstritten. Kairo und Damaskus führen Krieg gegeneinander. Tankreds mächtigster Nachbar, Duqaq von Damaskus, hat auch noch ständig Händel mit seiner Familie. Die mangelnde Einigkeit der muslimischen Regenten ist die Grundsicherung für das Überleben der westchristlichen Kolonie. Dazu kommen die überlegene Bewaffnung und ein ständiger Nachschub aus dem Westen -  materiell und personell. Bemerkenswerte Parallelen zwischen dem  Kreuzfahrerstaat und dem Staat Israel bis hin zu den Grenzen.

Das Weihnachtsfest feiern alle zusammen in der Geburtskirche in Bethlehem:  Bohemund, Herr über Antiochia, Balduin, Herr über Edessa, Tankred, Herr über Galilea und Gottfried, Herr über Jerusalem sowie Daimbert, der Erzbischof. Die Geburt Jesu bewegt die Herren weniger als anstehende Händel. Es geht um die Neubesetzung des Patriarchats.
Daimbert ist nach der Plünderung byzantinischer Inseln gut bei Kasse. Sein Geldangebot erweicht die Herzen der Feudalherren - Daimbert darf sich zum Patriarchen von Jerusalem erheben. Er verfügt damit die Einkünfte der Grabeskirche und kann im Namen des Papstes Lehen vergeben. Dies geschieht dann auch vielfältig: Gottfried empfängt Jerusalem, Tankred  Galilea, Bohemund Antiochia und Balduin Edessa. Nachdem Bohemund und Balduin wieder abgereist sind, verlangt der Patriarch plötzlich von Gottfried die Städte Jaffa und Jerusalem. Gottfried lehnt ab. Als eine Flotte aus Venedig aufkreuzt, wird beschlossen, die Hafenstadt Akkon anzugreifen. Venedig verlangt für seine Dienste ein drittel der Stadt. Weil zu heftig verteidigt, fallen die Christenmenschen lieber über Haifa her, nehmen es mit stürmender Hand und machen alles nieder.
Gottfried war eine Woche vorher in Jerusalem gestorben. Sein Bruder Balduin von Edessa reist an, um die Nachfolge anzutreten. Patriarch Daimbert ebenso. Eine regelrechte Fehde bricht aus, am Ende steht ein Unentschieden. Daimbert bleibt Patriarch und krönt Balduin im Gegenzug zum König. Damit ist das neue "Königreich Jerusalem" auch kirchenrechtlich sanktioniert. Es wird rund 200 Jahre bestehen, im Namen des Friedensfürsten, aber selten im Frieden. Peter Milger. http://www.kreuzzuege-info.de

 

Erster Kreuzzug - Der Kreuzfahrerstaat - Konsolidierung & Menschenbild

Staatsbildung nach Feudalherrenart. Mai 1101. Als eine Flotte aus Genua eintrifft, eröffnet Balduin die Offensive gegen die von Kairo  kontrollierten Küstenstädte in Palästina. Er nimmt die Genuesen unter Vertrag und sichert ihnen ein Drittel der Beute und eine Marktstraße in jeder eroberten Stadt zu. Caesarea wird 14 Tage lang belagert. Dann beginnt der Sturmangriff. Die Bewohner hatten sich geweigert zu  kapitulieren. Daher hatte Balduin angeordnet, sie alle zu töten.
Albert von Aachen: "Sie richteten unter den Sarazenen ein schweres Blutbad an  ... und plünderten eine große Menge von Gold, Silber und kostbaren Purpurstoffen." Nur Wohlhabende werden verschont und gegen Lösegeld freigelassen. Das Exempel wirkt. Die Garnison von Arsuf ergibt sich kampflos. Nun verfügte das Königreich über drei Hafenstädte. Die Einkünfte des Staates aber blieben kärglich.
 Nach jeder Eroberung muss der König Privilegien und Nutzungsrechte unter Mitwirkenden verteilen. Nur langsam gelingt es ihm, das Königreich ökonomisch und militärisch zu stabilisieren. Dazu dienen auch Befestigungen wie die Burg Krak de Montreal (Schaubak).
Die Garnison überwachte nun die Handelsstraße Mekka-Damaskus und erhob Wegzölle, statt die Karawanen auszurauben. Die  Kreuzzugsidee spielte keine Rolle mehr. Ihre ständige Neubelebung erfolgte in Europa. Mit dem Bau einer Burg am Golf von Akaba kontrollierte das Königreich in etwa das gleiche Territorium wie heute der Staat Israel. Und wie dieser schloß Balduin Verträge mit benachbarten muslimischen Regenten und nutzte so deren Uneinigkeit. Erst als Saladin alle benachbarten Regimes mit Zwang vereinte, geriet das Königreich ins Hintertreffen.

Die heimisch gewordenen Lateiner residieren als Kriegerkaste in den Burgen und Städten. Die für sie arbeiten müssen, sind rechtlich ausgegrenzt - ob Muslime, Juden oder Ostchristen. Die neue Elite hat die vorherigen mit ihrer Kultur  vertrieben oder degradiert.
Prof. Joshua Prawer, Hebräische Universität: "Die strikte Regel war, dass unterschiedliche Kleidung getragen werden musste. Ich würde sagen, dass die Kreuzfahrer die ersten waren, die ein vollständiges System der Apartheid einrichteten. Es besagte: Entweder bist du Europäer und Lateiner, also katholisch, oder du bist es nicht." Für letztere hieß es in den Gesetzen des Kreuzfahrerstaates: "Die Völker, die nicht der Autorität Roms gehorchen."
Prof. Prawer: "Dies ist ein frühes Beispiel für ein Verhalten als Kolonialherren gegenüber einer unterworfenen Bevölkerung." Araber und Türken waren wie Kreuzfahrer als Eroberer gekommen und blieben als die neuen Herren. Aber sie haben die Unterworfenen nicht völlig entrechtet. Die Westchristen traten als Herrenmenschen auf, mit der Devise: Wer nicht katholisch ist, ist Heide und damit ohne Rechte. Das christliche Abendland hat begonnen, sich die Erde untertan zu machen. Im Namen Christi, seine Worte missachtend. Eine Vorübung für das Zeitalter des Kolonialismus.  Text: Peter Milger

 

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