Ikonenmalerei aus dem 12. Jahrhundert

Das Urbild zu dieser Ikone ist ein Fresko aus Patmos aus dem Kloster des Heiligen Johannes der Theologe. Es wird auf das Ende des 12. Jahrhunderts geschätzt.

Die Gastfreundschaft Abrahams
 

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Das Urbild befindet sich im Rund einer Apsis und ist daher perspektivisch schwer auf die frische Ikone zu bringen.

Auf der vorliegenden Ikone sehen wir die Gäste Abrahams in Gestalt von drei Engeln. Analog dazu wird dieser Ikonentyp auch als die “Agia Triada” bezeichnet, denn die drei Fremden werden auch als eine Analogie zur Dreifaltigkeit Gottes angesehen.

Abraham betritt von links die Szene mit einer Schüssel Oliven. Auf dem gedeckten Tisch befindet sich bereits das Kalbsmahl nebst drei Broten. Die zentrale Speise wird von den sitzenden Engeln gesegnet. Zwei von ihnen haben ein gleichförmiges Äußeres, nur der mittlere Engel ist in seiner Kleidung von den anderen beiden unterscheidbar, ohne dass man jedoch sagen könnte, um wen genau es sich handeln würde - eine allegorisAbrahams Gastmahl Detail1che Betrachtungsweise der Unteilbarkeit und der nicht Darstellbarkeit Gottes. Dieser mittlere Engel ist noch durch ein anderes Objekt verschieden; er hält ein aufgerolltes Papyrus in seiner linken Hand, während die Engel zu beiden Seiten ein Zepter halten.

Die Bedeutungsperspektive (entgegen unserer gewohnten perspektivischen Sichtweise) wird auf dieser Ikone gut sichtbar. Abraham ist, obwohl er im Vordergrund steht, kleiner als die mythischen Engel abgebildet. Haben Sie die purpurne Marmorplatte auf dem Tisch bemerkt? Vielleicht ein versteckter Hinweis auf den Futtertrog in der Geburtshöhle Christi (auf westlichen Heiligenbildern ist es die Krippe), welcher seinerseits auf den Sarkophag Christi verweist, wie wir es auf der “Beweinung Christi” erblicken können. Auf einer Ikone kann eben vieles auf wundersame, untereinander verwobene Beziehungen eingehen, welche auch das Unterbewusstsein ansprechen können.

Von dem Typus Abrahams Gastmahl bzw. der akademischeren Version der Dreifaltigkeit sind einige Ikonen überliefert. Zu der bekanntesten Ikone zählt die Dreifaltigkeit von Rublev aus dem 14. Jhd. sowie einer Ikone im kretischen Stil aus dem 15. Jhd., welche jetzt im Byzantinischen Museum in Athen zu bewundern ist.

Der Bezug des Themas liegt im Alten Testament und findet sich in der Genesis 18, 1-33. Mit wenigen Worten:

    Beim Besuch der drei Fremden muss Sarah (auf den meisten Ikonen nicht abgebildet), die Frau Abrahams dann doch laut lachen als sie, die kinderlose, fast 90jährige erlauschen muss, sie werde doch noch gebären.
    Aber genau dies geschah und Sarah (der Name bedeutet “Fürstin”) wurde die Mutter von Isaak (Name bedeutet in etwas “lachen”).

Abraham wird später von Gott in seinem Gehorsam geprüft, der von ihm verlangt, seinen einzigen, so sehr ersehnten Sohn Isaak zu opfern. Im letzten Moment wendet Gott seinen Befehl und anstelle Isaaks wird ein Lamm geopfert.

Isaak wird erwachsen und heiratet seinerseits schließlich jene Frau, die seinem Kamel zu trinken gab: Rebekka. Diese gebar ihm zwei Zwillingssöhne: den zuerst geborenen Esau und dessen Zwillingsbruder Jakob. Und alles hätte so schön sein können..., doch...
durch einen Trick luchste der Zweitgeborene Jakob - angestiftet von seiner Mutter Rebekka, derer Lieblingssohn er war - vor dem erblindeten Vater Isaak seinem älteren Bruder Esau für ein Linsengericht den väterlichen Segen zum Erstgeburtsrechts ab. Esau geht betrogen und leer aus.

Eine Versöhnung zwischen den Brüder findet 20 Jahre später statt, so schreibt es das Alte Testament. An all dies kann sich der oder die BetrachterIn dieser Ikone aus dem 12. Jahrhundert erinnert fühlen.

 

Abschriften und Reproduktionen von antiken Ikonen
aus alten Klöstern und Kirchen, Sammlungen und Museen:
Kirsten Voß - Hamburg (Sinstorf)
schauen Sie auch www.Welt-der-Ikonen.de

 

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